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Sächsische Zeitung (Politik/ Umwelt ), 14.01.2003

Gespräch

Schöne Aussicht ist garantiert

   
     

Im Nationalpark Sächsische Schweiz darf künftig die Natur wildern / Forstarbeiter auch als Ranger im Einsatz

Neue Strukturen, neue Aufgaben, neue Vorschriften, neue Mitarbeiter beim Nationalpark- und Forstamt in Bad Schandau. SZ sprach dazu mit dem Leiter Jürgen Stein.

Der Entwurf für die neue Nationalparkverordnung stößt auf viel Kritik. Hauptvorwurf: Die Sächsische Schweiz verwildert. Stimmt das?

Wir lassen die Natur walten. Wenn man das unter verwildern versteht, befördern wir das. Unser Ziel ist ein möglichst naturnaher Wald, in dem vorrangig heimische Bäume wie Buchen und Eichen wachsen. Außerdem ziehen unsere Forstarbeiter nicht jedes Stück Totholz aus dem Wald. Es soll vor Ort verwittern, der natürliche Kreislauf wird wieder hergestellt. Wir wollen der Natur eine Starthilfe geben, damit aus den Fichtenforsten wieder ein naturnaher Wald wird. In solchen, sich natürlich entwickelnden Wäldern erhalten die Besucher einen Einblick in das Werden, Sein und Vergehen.

Wer soll aber noch auf Berge und Felsen steigen, von denen man die Aussicht vor lauter Bäumen nicht mehr sieht?

Wir können natürlich keinen neuen Urwald schaffen. Das würde tatsächlich nicht funktionieren. Selbstverständlich halten wir Aussichtspunkte frei und die Wanderwege in Schuss. Morsche Bäume im Bereich der Wanderwege, die eine Gefahr darstellen, werden selbstverständlich entfernt. Und wir werden reagieren, wenn Gefahren drohen, etwa durch den Borkenkäfer. So steht es auch in der neuen Nationalparkverordnung.

Offenbar ist das vielen Anwohnern und Naturfreunden noch nicht klar...

Es gibt zurzeit Anhörungen, bei denen wir unsere Ziele erläutern. Und wir werden weiter Aufklärungsarbeit leisten - bei geführten Wanderungen und in unseren vier Informationsstellen.

Haben Sie genügend Mitarbeiter?

Wir bekommen sie in diesem Jahr, dank unserer neuen Strukturen. Seit 1. Januar sind Nationalparkverwaltung und Forstamt vereinigt. Das ermöglicht es uns, die Forstarbeiter besser einzusetzen. Während sie in den Wintermonaten vorrangig Waldpflegearbeiten leisten, werden einige von ihnen im Sommer als Mitarbeiter der Nationalparkwacht - oder kurz Ranger - tätig sein. Statt bisher nur acht können wir in diesem Jahr 20 Mitarbeiter dafür einsetzen. Sie wurden und werden geschult. Und sie freuen sich auf die neuen Aufgaben. Sie sollen die Fragen der Besucher zur Natur, zu den Felsen, zur Tierwelt und auch zu den Wanderwegen beantworten. Natürlich werden sie auch dafür sorgen, dass die Vorschriften des Nationalparks beachtet werden.

Welche Delikte werden am häufigsten geahndet?

Vielen Wanderern ist immer noch nicht klar, dass sie in der Kernzone des Nationalparks nur auf den gekennzeichneten Wegen laufen dürfen. Fällt unseren Mitarbeitern ein Verstoß auf, dann sprechen wir die "Sünder" darauf an. Sind sie einsichtig, hat es sich mit dem Gespräch erledigt. Das ist in 90 Prozent der Fälle so. Nur wenn Leute völlig uneinsichtig reagieren, notieren wir die Personalien und stellen auch mal einen Bußgeldbescheid aus. Das Geld geht an das Regierungspräsidium, wir verdienen daran keinen Cent. Wegen des Geldes machen wir also keinesfalls Jagd auf Umweltsünder.

Wanderer, Bergsteiger und vor allem Boofer wünschen sich mehr Feuerstellen. Bleibt der Wunsch tabu?

Im Kerngebiet eindeutig ja, dort sind Feuer ebenso verboten wie das Boofen. Im Außenbereich gibt es dagegen über 50 Boof-Stellen, wo Feuer allerdings auch nicht erlaubt ist. In diesem Jahr werden wir aber die ersten zwei offiziellen Grill- und Feuerplätze einrichten - eine am Hockstein und eine am Zeughaus. Natürlich wissen wir, dass das den Boofern nicht genügt. Sie wollen in ihrer Höhle übernachten und auch ein Feuerchen machen. Deshalb verhandeln wir derzeit mit Bergsteiger- und Wanderverbänden über eine einvernehmliche Lösung.

Das Gespräch führte Jana Klameth

 

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